Quelle: DOS-Trend, Ausgabe 32, Seite 38

TrueType Fonts für DOS

Skalierbare Schriften

Ein Grund für die Beliebtheit von grafischen Benutzeroberflächen ist die Verfügbarkeit von frei skalierbaren Schriften. Deshalb lieferte Borland vor fast 10 Jahren erstmals Vektorschriften zusammen mit Turbo Pascal 4 aus. Nur im Zeitalter von Postscript und Truetype erscheinen die etwas antiquiiert.

Abhilfe, zumindest für Pascal, kommt von der kleinen Firma MKM-Software in Magdeburg. Ihr Paket "TrueType Fonts für DOS" macht nicht nur die beliebten TT-Fonts, sondern auch die skalierbaren Windows-Bitmap-Fonts (.FON) für Pascal-DOS- und DPMI-Programme verfügbar. Doch damit nicht genug. Sowohl die guten alten BGI-Fonts, als auch die im BIOS vorhandenen VGA- Fonts und die für die Unterstützung anderer Landessprachen mit DOS mitgelieferten CPI-Bildschirmschriften werden in die Font- Verwaltung mit einbezogen.

Die TrueType-Schriften können nicht nur wie gewohnt skaliert, sondern auch gedreht und gekippt werden. Das geschieht sehr geschickt über verschachtelbare Matrixoperationen, so daß auch eigenen Manipulationen nichts im Wege steht. Durch den Einsatz von fixed-point Integerarithmetik werden die Berechnungen der einzelnen Buchstaben sehr schnell. Das gesamte Paket ist übrigens an vielen Stellen auf Geschwindigkeit optimiert. Die Jungs von MKM haben ja schon mit ihren anderen Produkten MyMouse, MetaGraph, Chemische Moleküle und Graphics Vision bewiesen, daß sie etwas von Grafikprogrammierung verstehen. Graphics Vision soll bald in einer neuen Version vorliegen. Sobald es verfügbar ist, werde ich es an dieser Stelle besprechen. Die Verwendung der Fonts lehnt sich so weit als möglich an die von BGI her gewohnten Funktionen an. Sie werden nicht mehr über Konstanten sondern über Handles angesprochen, also über Nummern, die von der Fontverwaltung vergeben werden. Die Schriftdateien werden mittels der verschiedenen Load...Font- Funktionen geladen, die jeweils einen Font-Record erzeugen. Der Font-Record wird der Funktion DefFont übergeben, welche den Handle zurückliefert, mit dem der Font dann benutzt werden kann. Und natürlich gibt es einige neue Funktionen, die den erweiterten Fähigkeiten gerecht werden. HOWTO.PAS zeigt, wie alles zusammen verwendet wird. In einem eigenen Programm sollte man aber einige zusätzlich Überprüfungen vornehmen, z.B. der gewünschte Grafikmodus auch wirklich eingeschaltet wurde (sonst droht ein Absturz).

TrueType Fonts für DOS liegt als englischsprachige Shareware für Turbo/Borland Pascal 6 & 7 Real Mode vor. Die registrierte Version gibt es auch in Deutsch und für DPMI. Bis auf einige .OBJ-Dateien kommen alle Module auch im Quelltext. Das beugt dem "Unit Version Mismatch"-Fehler vor, der gerne bei vorkompilierten Units auftritt, wenn man die RTL neu kompiliert hat. Außerdem kann man sich ein Bild über die Porgrammiertechniken der Autoren machen und gegebenenfalls kleinere Änderungen vornehmen.

Eines der Demo-Programme ist in Graphics Vision geschrieben und ermittelt und zeigt sämtliche im System verwendbare Fonts. Das läßt hoffen, daß "TrueType Fonts für DOS" ohne größeren Aufwand in Graphics Vision integriert werden kann und so die Möglichkeit bietet, grafische Benutzeroberflächen unabhängig von Windows aber mit allem von dort gewohntem Komfort erstellen zu können. Ich warte auf jeden Fall sehr gespannt auf die neue Version.

DOS-Trend Kurzinfo

Programm: TrueType Fonts für DOS 1.6
Referenznummer: SW6491E
Autor: MKM-Software, Magdeburg
Kurzbeschreibung: Einfache Verwendung von TrueType-, Windows- Bitmap-, BIOS-, CPI- und BGI-Fonts in Pascal-DOS-Programmen.
Konfiguration: Beliebiger PC, Festplatte, verschiedene Windows-Fonts, Turbo- oder Borland-Pascal ab 6.0
Preis der Vollversion: nichtkommerzielle, private Benutzung: 40,-DM, innerhalb eines Unternehmens: 65,-DM, kommerziell: 90,-DM
Unterschiede Shareware/Vollversion: Vollversion mit DPMI-Version und vollständigem Quelltext.


Autor des Artikels: Erik Krause (ekrause@ruf.uni-freiburg.de)